Auf der Spurensuche zu den Quellen der Freude kommen wir immer mal wieder an Quellen vorbei, aus denen auch viel Un-Freude sprudelt, Quellen, die unser Leben eher schwer und schwierig machen. So ist es oft auch gut, unseren Verstand an die kurze Leine zu nehmen, gut, um wieder vermehrt in die Freude zu kommen, gut auch, um das Wunder des Lebens wertfrei wahrzunehmen.
Warum der Verstand vor allem Probleme sieht, das Drama liebt, Angst produziert und uns eine eingeschränkte Sicht auf das Leben auftischt ‒ das beleuchtet der ausführliche Text über die Funktionsweise des Verstandes, den ich Dir gerne auf Anfrage als PDF zukommen lasse. So viel aber schon vorab:
Unser Verstand ist ein Supercomputer, der darauf spezialisiert ist, unser Leben zu beurteilen und zu bewerten. Die eine Lebenssituation bezeichnet der Verstand als gut, die andere als schlecht, die eine ist schön und erstrebenswert, die andere böse und schrecklich. Aber das Leben ist weder gut noch böse ‒ das Leben ist einfach, ist einfach. Die Berteilungen im polaren Spiel des Lebens nehmen wir Menschen selbst vor, mit unserem Verstand. Ja, das können wir tun, müssen wir aber nicht! Denn: Wir können uns immer wieder und je länger je mehr über das Spiel des polaren Denkens hinausbewegen, können zu Bewusstsein kommen, wertfrei wahrnehmen und in eine Qualität kommen, die ich als «Kinderaugen-Modus» bezeichnen möchte.
Verkauf Deine Klugheit und
beschaff Dir Staunen
In eine Lebenshaltung, die dem Leben frei und unvoreingenommen begegnet und der Fähigkeit des Staunens wieder vermehrt Raum schenkt. «Verkauf Deine Klugheit und beschaff Dir Staunen»: In dieser staunenden, lebensbejahenden Haltung haben wir nämlich ein Auge für die Wunder und die Vielfalt des Lebens.
Staunend auf die Lebensreise gehen
«Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen!», so lautet eine drohende Aussage der Bibel (Matth. 18.3) Aber, was können Kinder denn eigentlich noch, was wir Erwachsenen nicht mehr können? Ich glaube schlicht: Staunen! ‒ Staunen, im Sinne von, dem Leben unvoreingenommen zu begegnen. Ohne zu bewerten, das Leben einfach anzunehmen, innerlich frei, ganz im Hier und Jetzt sein und überall staunend die Wunder des Lebens sehen. Leben aus ganzem Herzen!
Wir staunen zwar im Alltag über vieles, das wir so nicht erwartet haben, nicht verstehen oder uns nicht vorstellen können. Wir staunen über grossartige Rekorde im Sport, staunen über neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik, staunen über besondere Leistungen oder spektakuläre Ereignisse. Unser Staunen gilt dabei aber fast immer dem Grösser, Höher, Weiter, Besser, Geiler, Sensationeller.
Aber als moderne, rational-aufgeklärte, durchdigitalisierte Menschen sind wir kaum mehr baff über das Naheliegende, erstaunt über das Unscheinbare, das Einfache, das Selbstverständliche, das uns auf unserer Lebensreise begegnet. Die Wunder des Alltags nehmen wir selten mehr als staunenswert wahr: Den Aufgang und Untergang der Sonne, die Weite der Landschaft, die hohen Berge, den Sternenhimmel, die blühenden Blumen… . Ja, die Natur bietet uns jede Menge Anschauungsmaterial zum Staunen: angefangen vom kleinsten Grashalm über die Pflanzen, Sträucher, Bäume, einem ganzen Wald, einer idyllischen Landschaft, bis hin zu den gigantischen Naturgewalten, ja, Mutter Erde selbst ‒ Wunderwerke soweit das Auge reicht! Die Natur ist Fülle, Überfluss, Vielfalt pur, staunen, staunen, staunen!
Und Staunen kann weitergehen, ganz in unserer unmittelbaren Nähe, in unserem Alltag: Staunen wir noch über all die Selbstverständlichkeiten, die uns umgeben? Das schützende Dach über unserem Kopf, das den Regen abhält, der plane Fussboden in unserer Wohnung, die perfekt funktionierende Toilettenspülung, der Briefkasten vor dem Haus, der sich mit einem gezackten Schlüssel so leicht öffnen lässt, die Kaffeemaschine, die den geliebten Kaffee macht, der Computer der uns verlässlich mit News und Infos versorgt, usw. Es lohnt sich, unser Bewusstsein im Alltag easy auf Staunen auszurichten und uns so freudig mit Staunen anzufüllen.
Machen wir doch gleich einmal die Probe aufs Exempel: Was wäre, liebe Leserin lieber Leser, wenn nichts selbstverständlich wäre und Du gerade jetzt überquillst vor Staunen über all die Dinge, die Dich jetzt umgeben? Wo immer Du jetzt gerade bist, schaue bitte einfach einmal auf und nimm wahr, was Dich alles umgibt. Nimm einfach wahr, staune, staune, spüre, staune, lächle!
Wow, was für ein Lebensweg
Gehen wir noch einen Schritt weiter in der Kunst des Staunens: Schauen wir einmal zurück auf unseren Lebensweg, auf das, was wir Vergangenheit nennen ‒, welche Fülle an Erlebnissen, welchen Reichtum an Erfahrungen haben wir da bereits erlebt! Wow! Betrachten wir diesen reichhaltigen Erfahrungsschatz aber nicht im polaren Sinne von «gute Zeiten – schlechte Zeiten», sondern ohne zu werten, einfach wertfrei, im Sinne von «Wow, auch dieses Erlebnis gehört zu meinem Lebensweg, auch jene Erfahrung ist Teil meiner Lebensreise!» ‒ Hand aufs Herz, da gibt es doch jede Menge zu staunen ‒ staunen über sich selbst, was wir da schon alles durchgemacht haben, staunen über unseren Lebensweg, wie grossartig einzigartig er doch verlaufen ist, staunen über das Leben selbst, wie abwechslungsreich und abenteuerlich unsere Lebensreisen doch sind, wie übervoll an Möglichkeiten. ‒ Staunen, staunen, staunen!
Die eigene Lebensreise ‒ ein Haupttreffer!
Indem wir die Fähigkeit des Staunens wieder bewusst als Grundeinstellung für unsere Lebensreise kultivieren, entwickeln wir ganz natürlich eine tiefe Liebe zum Leben: Aus Liebe kommt Staunen, und aus Staunen kommt Liebe! Im Staunen begreift sich der Mensch als eingebettet in ein sinnvolles Ganzes und er freut sich über das Leben in seiner unendlichen Vielfalt. Staunend und bejahend sind wir eins, sind wir einverstanden mit dem umfassenden, dem unbegreiflich grossen Fluss des Lebens und unserem ganz persönlichen Lebensweg. Mit dieser Einstellung ist unsere Lebensreise auf jeden Fall ein wahrer Gewinn, um nicht zu sagen, ein Haupttreffer!
aus: «Habe die Ehre Mensch zu sein».
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